top of page

Adventkalender "Naturmentoring"

Adventkalender "Naturmentoring"

21. Tür:



Heute erahnen wir am 21. Dezember die Dunkelheit der längsten Nacht im Jahr und entzünden das Licht – Die Geschichte vom Kienspan, der zum Tannenbaum wurde.


Übung Naturmentoring:


Und solltest du doch ein Licht brauchen, dann entzünde einen Kienspan.

Und so wars dann auch. Ich bekomme immer von einer lichten älteren Frau, so bezeichnete der Wurzel diese strahlende Frau, Kienspäne. Alle paar Monate bringt sie mir Kienspäne ins Mühlental Sie sorgt wirklich gut für mich, dass ich wohl immer genug Licht und Feuer habe. Und wie es halt so ist, es war mal wieder Tipizeit in der Wildnisfamily angesagt und auch dieses Bündel Kienspäne wollte mit ins Tipi. Die Nacht war sternenklar, der Mond stand hell am Himmel, unsere Kinder waren so glücklich, weil wir in der Gemeinschaft gesungen und so viele Geschichten erzählten. Und unsere ganz Kleinsten, keine zwei Jahre alt kullerten auch durchs Tipi und hatten Freude daran. Und neben all dem Geschichtenerzählen, wie es halt so ist im Coyoteteaching, zückte Wurzel mal wieder sein Schnitzmesser. Schweigsam wie immer, zog er aus dem Bündel Kienspäne, das er als Sitzkissen verwendete, einen Kienspan raus und begann kunstfertig sein Messer zu führen. Und siehe da ein Weihnachtsbaum war geboren. Und so schnell konnte man gar nicht schauen, standen alle Kinderlein da und sagten: Ich auch, ich auch, ich auch… Er schnitze einen ganzen Wald, während das Kienspansitzkissen unter seinem Hintern schrumpfte. Einen Tannenbaum, eine Fichte, eine Lärche war auch dabei… und dann sagte er: Ich schnitze jetzt den Frühling. Und alle waren wir so gespannt, wie denn der Frühling wohl "geschnitzt" aussehen möge. Wisst ihr wie der Frühling aussah? Er schnitzte einen Huflattich. Ich glaube den Huflattich bekam unser Wolfsmädchen. Sie hatte nämlich erraten, welche Blume es war. Die größeren Jungs holten natürlich sogleich ihre Schnitzmesser und machten es dem Wurzel nach. Nachahmen, nachmachen und dabei lernen.

Schnitzen ist eine Fertigkeit die man unbedingt als Wildnispädagoge etwas beherrschen sollte. So nebenbei erklärte er uns allen wie man für diese feine Schnitzerei das Messer mit beiden Händen und dem Daumen führen musste, damit aus einem Kienspan ein Huflattich oder eben ein ganzer Wald wird. Ich bestellte ja dann noch eine Weihnachtskrippe… was dem gutem Mann ein Lächeln kostete.

Natürlich untersuchten wir auch noch die Kienspäne. Diese magischen Kienspäne der einen lichten Frau. Gut gebündelt und nicht zu harzig. Natürlich tauchte die Frage auf: Wie komme ich zu guten Kienspänen?

Kienspäne waren ja bereits die Lichtquelle unsere Ahnen. Kienspäne sind aus Kiefernholz und meist enthalten sie sehr viel harz und fangen natürlich so gleich Feuer und haben eine lange Brenndauer. Und weil der Wurzel halt alles weiß, was Überlebenstechnik anbelangt, lernten wir dies auch gleich.

Er erzählte uns:

„Wenn Du gute Kienspäne willst, dann geh dorthin wo Kiefern wachsen. Da stehen sicher auch alte abgestorbene Baumstümpfe von Kiefern. Schlage mit der Axt oder einem harten Stock das Moos und die morschen Teile ab. Das Holz, das übrig bleibt, ist super Kienspanholz. Denn das verrottet nicht so schnell und ist härter, weil es eben soviel Harz in sich trägt„


Ja, und so wurden aus den Kienspänen Nadelbäume und Huflattich, wir lernten viel übers Schnitzen, über Kienspanbeschaffung und wir hörten so viele Geschichten bis wir irgendwann unsere eigene Geschichte erzählten. Unsere Kinder und Enkelkinder waren alle glücklich, die Augen strahlten und ich bin mir sicher, in dieser Nacht da träumten sie von den Sternen die wir in dieser Zeit für sie auf die Erde holten. Denn unsere ganz spontane Intention war es damals: "Heute halten wir den Raum für unsere Kinder. Das Geschenk machen wir ihnen heute."


***


Heute ist der Tag an den die Wintersonnenwende gefeiert wird. Überall auf der ganzen Welt in allen Abwandlungen, unter vielen Namen und doch geht’s um zwei Dinge. Um die Dunkelheit und das Licht.

Inspiration Nr. 1:

Schalte heute den ganzen Tag über alle künstlichen Lichtquellen aus, so kannst Du die Dunkelheit besser wahrnehmen und das kleine Licht im Ritual wird sodann viel mehr wahrgenommen und geachtet. Früher war es Brauch in den Tagen vor der Wintersonnenwende möglichst wenige Lichtquellen zu entzünden, damit man intensiver in die Dunkelheit eintauchen kann.


Wie gut siehst Du in der Dunkelheit? In der Wildnis, im Wald kann es des nachts mitunter sehr dunkel sein. Die Dunkelheit hängt mit der Mondphase und natürlich auch mit der Witterung zusammen. Es gibt helle, sternenklare Nächte und es gibt richtig dunkle Nächte, so dunkel, dass man die eigene Hand nicht vor den Augen sieht. Bewegung in der Nacht der Wildnis ist eine besondere Herausforderung.

Mit den Handys hat die Sichtkraft des Menschen ziemlich eingebüßt. Das ist Fakt. Jedes Handy verfügt über eine Taschenlampe, in der Wildnis ein Knopfdruck und es ist taghell. Ebenso verhält es sich mit der Orientierung. Karten, Google maps … alles auf Knopfdruck oder einen Wischer verfügbar.


Inspiration Nr. 2:


Tja. Da bietet es sich nun an, schon mal Dunkelheitsübungen zu machen. Regelmäßig geübt stärkt dies die Sehkraft auch tagsüber und im Notfall ist man viel sicherer unterwegs.

Das Training kann bereits indoor beginnen. Wenn ich morgens aufwache, tappe ich im Dunklen die Stiege hinunter. Taste mit den Fingern und mit den Füßen. Ganz langsam. Wenn das geschafft ist, so gehe ich im Finstern in den Garten. Du kannst auch üben, indem Du am Tag irgendeine Strecke im Haus in der Wohnung aussuchst und blind den Weg abschreitest. Das dritte Auge wird so geschult. Schaue Dir den Weg ganz genau an, dann schließe die Augen und gehe und taste und fühle. Wieder Augen öffnen, dann wieder schließen und weiter geht’s.

Dieselbe Übung ist natürlich in der Natur möglich. Hier kannst Du auch mit Augenbinden arbeiten. Vor allem in der Gruppe. Blind Walks im Wald sind besonders effektiv. Und je nach Gelände gestaltet sich natürlich der Schwierigkeitsgrad.

Unersetzlich sind natürlich Nachtspaziergänge in der Wildnis, im Wald. Ohne Handy, ohne Lichtquelle. Das schult die Sehkraft in der Dunkelheit.


Und nun wünsche ich euch heute allen eine lichtvollen Tag in dieser besonderen Zeit. Fröhliches Schnitzen und Kienspan entzünden!

Aho!

Möge die Weihnachtszeit uns wieder in Verbindung bringen mit unserer wilden Natur!

Eure Weisse Jadefrau





192 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page