top of page

Adventkalender "Naturmentoring"

Adventkalender "Naturmentoring"

17. Tür:


Heute schlüpfen wir am 17. Dezember in die Heimat des Feuers:


Übung Naturmentoring:


Übe Feuer machen!


Feuer. Asche. Wärme. „Feuer ist Heimat.“ So sagte einmal Alex D. – ein Wildnispädagoge aus Südtirol, zu mir. Es war im Sommer, es war hoch oben in den Bergen in Südtirol und es regnete. Tagelang. Dauerregen. Kalt, nass und ein Gewitter nach dem anderen. Da wird Feuer wertvoll und genau da ist Feuer Heimat. Irgendwann spürte ich den Regen nicht mehr. Ich hörte ihn, wir haben sogar ein Regenlied geboren im Einklang mit den Regentropfen. Es war magisch. Ja, Regen kann magisch sein. Wenn er anhält, wenn du im Tipi tagelang nur tropf, tropf, tropf hörst und wirklich nur mehr für Notfälle das Zelt verlässt. Du bringst Dich durch mit Geschichten, Liedern und Feuer machen. Ich werde nie den Moment vergessen, als ich ihn als Frau darum gebeten habe, doch für uns zeremoniell das heilige Feuer zu entzünden. Er ist eine wahre Autorität, seine Augen leuchten, und alleine den Umgang, den er mit Jugendlichen pflegte, machte mich sprachlos. Eine liebevolle und achtsame Autoritätsperson, ein Ältester, wie er im Buche steht. Er schaut mich an und ich ja… ich habe ihn wirklich aus vollstem Herzen gebeten, ob er dieses heilige Feuer für uns entzündet, für die Tage des Camps. Ein Feuer in einem Tipi wird nicht einfach so entzündet. Mal auf die Schnelle. Das kleine Feuerkind wird besungen, der Bowdrill, oder der Handrill wird gerieben und so entsteht ein kleiner Funke, eine ganz kleine Glut. Sie wird in das Feuernest aus trockenen Gräsern, oder Moos, oder Wolle von Rohrkolben, oder Kräutern,… gelegt. Und dann muss ganz behutsam der Atem das Feuer entfachen und das ist eine ganz hingebungsvolle Aufgabe. Es ist ein heiliger Akt und ein so entzündetes Feuer hat eine völlig andere Qualität, als ein mit Zündern oder Feuerzeug und Anzündern entfachtes Feuer. Ich gebe zu, ich habe es noch nicht geschafft mit einem Bow- oder Handdrill ein Feuer zu entfachen. Ich übe immer wieder, doch merke ich, dass das Feuer machen den Männern mehr liegt. Und darum bin ich immer sehr dankbar, wenn bei Ritualen der Wurzel oder ein anderer Wildnisbruder das Feuerkind gebiert. Die Frauen sind besser im Feuer hüten. Das liebe ich vor allem. Und ich achte auch sehr genau darauf, dass niemand Müll, Zigarettenstummel, Plastik, Essensreste ins Feuer wirft. Das ist ein absolutes No-Go. Feuer ist Heimat, und Heimat verschmutzt man nicht! Ich habe viele Feuer erlebt. Feuer, die der Freude dienten, Feuer, die Trauer, tiefste Trauer begleiteten, Ritualfeuer, Medizinfeuer, Feuer zum Kochen, zum Wärmen, zum Schlafen, Feuer für das Inipi. Wenn ich etwas verbrenne, so wie tote Materie, dann sind das auch ganz besondere Feuer. Es sind Transformfeuer. Oh, es gibt auch reine Geschichtenfeuer, und Feuer die nur mit einer Art von Holz genährt sind. Einmal machten wir tagelang nur Birkenholzfeuer. Von dieser Asche habe ich heute noch etwas aufbewahrt. Diese Asche ist blütenweiß.

Feuerhüten ist eine besondere Aufgabe und so ist es auch das um Feuer bitten. Ich finde es sogar einen besonderen Akt als Frau, wenn ich einen Wildnisbruder darum bitte, Feuer für mich oder die Gemeinschaft zu machen.


Im Notfall haben wir Frauen ja das Kochtopffeuer im Gepäck. Das ist ein besonderes Ritualfeuer, zusammengebraut aus besonderen Harzen und Zutaten. Das Kochtopffeuer ist eine alte Tradition die ich selbst von einer Frau gelehrt bekommen habe und die ich als besonders schön und auch praktisch empfinde. Denn dieses vorbereitete Feuer kann man im Topf schon mal tief in den Wald hineintragen und dann zum Ritual entzündet werden.


Über das Löschen von Feuer, oder Erlöschen, da könnte man auch viel Erzählen. Überhaupt könnte man über die Kunst des Feuermachens wohl selbst schon 24 Tage schreiben, so viel gäbe es da zu lernen, zu erzählen. einmal sagte ein Mann zu mir, der mich wieder mal beim Feuer machen und Hüten traf: Du warst wohl dabei, als man das Feuer erfunden hat?

Ja, das kann schon sein, antwortete ich:)


Wo Feuer ist, ist auch Asche. Und mit dieser möchte ich abschließen. Ich habe seit 2017 einen Medizinbeutel. Und in diesem Medizinbeutel ist die Asche von vielen, vielen Ritualfeuern, Feuerzeremonien, Transformfeuern und Asche von weit, weit her. Einmal habe ich Asche bekommen von drüben, von den Ntives, mein Wildnisbruder hat sie selbst von einem Mentor in Colorado glaube ich bekommen. Es ist Tradition, dass wenn man sich trifft, die Asche, die Kräuter, seines Medizinbeutels austuascht. Nur ein Prise. So trägt man irgendwann in seinem Medizinbeutel die Asche von vielen Feuern mit sich. Hier bei uns treffe ich so gut wie auf niemanden, der oder die einen Medizinbeutel bei sich trägt um heilige Asche auszutauschen. Ich teile immer mit Mutter Natur. Wenn ich wieder von einem Feuer die Asche in meinen Beutel gebe, gebe ich von der Asche aus meinem Beutel der Erde oder dem Wasser davon. Geben und Nehmen. Mein Beutel ist immer bei mir. Wenn ich ihn nicht bei mir trage, dann ist er im Einkaufkorb oder in meiner Tasche. Und er wird von Tag zu Tag wertvoller für mich. In ihm sind alle die Geschichten, die ich Laufe der Jahre an‘s Feuer legte, am Feuer hörte, am Feuer erlebte, im Feuer transformierte.

Und sollte das Feuer im Außen einmal erlöschen oder nicht da sein, dann trage ich all die Geschichtenfeuer in mir. In meinem Seelenfeuer. Und das ist das Feuer, das in jedem wohnt.

Gestern habe ich zwar keine Asche bekommen von einer Schwester, sondern ein Buch. Ein Buch über das Feuermachen. Auf der ersten Seite steht….


Für alle Hüter des Feuers meine Eltern meine Töchter und meine Enkel die an diesem schönen Ort noch zu uns kommen werden


Es hat mich sehr berührt, denn sie hat mich wahrlich gesehen. Hat mich gesehen. Das was in mir brennt.

Aho!

Möge die Weihnachtszeit uns wieder in Verbindung bringen mit unserer wilden Natur!

Eure Weisse Jadefrau



208 Ansichten2 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page