Bücher schenken mir neben der Gärtnerei und der Natur die größte Freude und so mache ich mir auch manchmal Gedanken darüber, was wir denn so lesen.
Ich liebe ja alte Bücher - Gedichte, Geschichten und Märchen - Romane lese ich keine - das ist nicht meine Abteilung, aber Bücher von großen Meistern und weisen Menschen - Menschen die viel erlebt haben und dadurch auch gelernt haben, das sind meine Welten.
Seit vielen Jahren liebe ich auch Waldemar Bonsels - dieser Name ist den meisten unbekannt. Er ist der Autor von Biene Maja - und ich war entzückt, als ich das Buch von ihm in die Hände bekam und darin las. Nein, das sind keine Kindergeschichten, das sind höchst sensible Geschichten von einem Menschen der mit der Natur unglaublich verbunden war. Jede Zeile strahlt , jedes Wort berührt - die Urfassung von Biene Maja - das muss natürlich gesagt werden - die neuen Serien heutzutage haben nicht mal mehr einen Funken von dem, was Waldemar Bonsels der Welt schenken wollte mit diesem Buch.
Er schrieb viele wunderbare Geschichten - auch Blumenmärchen - das Märchen von der Winde begleitete mich gestern in die Nacht hinein.
Vielleicht bin ich altmodisch, nicht zeitgemäß oder nicht trendy - ich liebe es, noch gute Bücher in Händen zu halten, den Duft des Papiers, Ecken einzubiegen und müde von der Gartenarbeit mit einem Buch einzuschlafen.
Ein Lehrer von mir sagte einmal: Monika es wichtig, dass Du gute Bücher liest, Literatur von Meistern wie Goethe und Rilke, Schiller... ja es sind natürlich viele Männer - und das heut am Weltfrauentag- halb so wild - Wenn die Worte berühren ist es egal ob der Autor ein Mann oder eine Frau ist. Ich bin nicht so die, die in so Welt...tage, also vom Welttiertag, Weltbuchtag, Weltmanntag, Welt-Irgendwastag,... berührt ist... da steh ich dazu:)
Aber nun wieder zu den Blumenmärchen - ich habe sie in einem alten Buch vom Flohmarkt entdeckt - die Geschichte von der Winde - ich werde die Geschichte hier im Blog niederschreiben - da sie etwas länger ist - beginne ich heute einmal und nächste Woche mach ich weiter;)
Die Winde - von Waldemar Bonsels
Wo am Waldrand am Stamm einer Föhre das dunkle Moos zwischen knorrigen Wurzeln wuchs, rankte die Winde sich empor. Ihre jungen Ranken tasteten sich an der braunen Borke hoch und waren vom zartesten Hellgrün und so empfindlich wie die Glieder eines neugeborenen Kindes, das seine Hände liebebedürftig gegen das Angesicht der Mutter emporhebt, Ihre durchscheinenden Blätter sahen gegen den braunen Föhrenstamm licht und leicht aus, als wäre ein helles Ornament von der Hand eines Malers auf dunklem Grund gezeichnet worden, aber ihre Sinne waren wach und wohlbestellt, so daß sie ihren Weg zum Licht empor vertrauensvoll und glücklich suchte.
Ein großes Farnblatt und ein Trieb der wilden Rose, die dicht neben ihr emporgewachsen waren, hatten ihr hilfreich zur Seite gestanden, als ihre ersten Ranken, noch blind von der Erinnerung an die dunkle Erde, sich Halt suchten. Tastend, bewegt vom Frühlingswind, und von der Sonne, geführt, war sie langsam höhergeklommen, den Waldgefährten dankbar und die erwachende Seele voll Hoffnung. Nun war ihre Stunde gekommen, und am Abend vor ihrem Erblühen flüsterte sie im Wind der Dämmerung den Pflanzen zu:
"Morgen werde ich meine Augen öffnen, morgen zieht der Himmel in meine Seele ein."
Ihre hellblaue Knospe, die kaum noch vom grünen Kelch geborgen war, zitterte im Lufthauch und empfand die kühle Nacht, die auf den Wald, ihre Heimat, niedersank, aber das Licht und die Wärme des vergangenen Tags fluteten durch ihren Traum, und noch, als sie schon schlief unter dem Tau, war ihr, als wachte ihr Herz.
Sie träumte vom unsichtbare Wind, von den Stimmen der Bäume und dem Summen der Insekten, deren ferne Lebensmelodie sie mit unbeschreiblichen Ahnungen von künftiger Seligkeit durschauert hatte.
Sie vernahm in der tiefen Erinnerung ihres Schlafs wieder die frohen Rufe um sich her, die sie auf ihrer Lebenswanderschaft von den schon Erwachten im Licht vernommen hatte. Wie wird mir sein, wenn ich erblühe, dachte sie, wenn meine Blume den Himmel empfängt.
"Den Himmel!" flüsterte sie im Traum. Was hatten ihre Sinne nicht von den Beglückten um sich her vernommen und erlauscht, wie ein einziger goldener Jubel umfing sie die Ahnung dessen, was ihr am Morgen geschehen sollte. "Dies sind die Vögel in den Zweigen", hatten die wilden Rosen ihr gesagt, "ihr Lied fällt aus den Strahlen der Morgensonne so kühl wie Tau, liebreich wie der Wind und holdselig wie der Sinn der Freude.
Fortsetzung folgt....
Von Herzen wünsche ich Euch eine zauberhaftes Wochenende, frische Kräuter für den Teller, und Freude im Garten.
Eure Monika
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