Seit Tagen schreibe ich, werkle, singe, probe, bastle und dekoriere ich. Und Kekse formen sich auch.
Ich bin im Weihnachtsrausch. Sprichwörtlich.
jedes Fenster der alten Mühle wird extra dekoriert. Mit Moos, mit Tannen, Kiefern, roten Früchten, Glasglitzer und Kerzenschein. Grün und Rot.
Immergrüne Bäume gelten seit Jahrtausenden als Zeichen von Leben, Freude und Fruchtbarkeit.
Der grüne Kranz mit den roten Kerzen oder auch Nadelbäume mit rotem Schmuck gehören zu den Bildern für Weihnachten. Rot stand für die Leiden Christi und grün für die Auferstehung. Diese Symbolik nahm damals Johann Hinrich Wichern als Anlass zum Aufhängen des ersten Adventkranzes im damaligen Berliner Warenhaus. Hinrich lebte von 1808 bis 1881.
Nun wohl ist das Symbol des grünen Kranzes schon viel älter und unzählige Geschichten ranken sich darum, Deutungen, Erfahrungen.
meine Tochter und ich haben unser ganz ureigenstes Ritual rund um den Adventkranz entwickelt.
Wir lassen beim Binden des Kranzes das Jahr Revue passieren und visionieren ins neue Jahr hinein. Dazu in den nächsten Tagen mehr.
Heute möchte ich eine Geschichte mit Euch teilen. eine moderne Weihnachtsgeschichte vom Heimkommen.
Da ich mich gerade intensiv auf ein Weihnachtskonzert vorbereite, dürfen täglich viele Zeilen fließen. In diese Geschichte sind viele alte Symboliken eingeflossen, haben sich versteckt.
Letztendlich möge die Frequenz der Geschichte berühren.
Heimkommen – Eine moderne Weihnachtsgeschichte
Er erhob seinen Blick zum Himmel. Sein Atem war tief und ruhig. Dieser eine Stern leuchtete so hell. Die Angst, alle Gedanken die ihn wach hielten, schienen zu verschwinden.
Es war, als würde der Stern ihn an der Hand nehmen und sagen: „Folge mir, ich führe Dich nach Hause!“
Seine Frau, sie schlief in der Laubhütte, die er als Unterkunft vor einigen Tagen baute, war erschöpft und doch sehr tapfer.
Er denkt zurück. An den Tag, als er seine Frau zum ersten Mal sah. Sie erwartete ein Kind. Unglückliche Umstände drängten die junge Frau auf die Straße. Hilfesuchend blickte sie damals am Bahnhof in seine Augen und hielt ihm die Hand entgegen.
Er war auf der Durchreise. Ihr Blick bewegte ihn dazu, stehen zu bleiben. Er war ein ewig Getriebener, war nirgends zu Hause, war schon als Jugendlicher vom Elternhaus getrennt und seither auf der Suche.
Damals, ja damals war es auch diese sternenklare Nacht. Und ja, dieser eine Stern leuchtete am Himmel über der Bahnhofshalle, leuchtete ihm seinen Weg.
Im Bahnhofskaffee teilten sie ihre Geschichten bis in die Morgendämmerung hinein. Sie reisten gemeinsam weiter. Er hatte inzwischen seinen Job verloren, was ihn nicht sonderlich störte. Immer wieder fand sich eine Gelegenheit für ihn, wo er seine Qualitäten einbringen konnte. Hatte er doch viel vom Großvater in die Wiege gelegt bekommen. Mit Kenntnissen im Tischler- bis hin zum Maurerhandwerk war er gesegnet. Als jedoch sein Großvater die Welten wechselte, ging auch für den jungen Mann eine heile Welt verloren. Er verließ damals sein Elternhaus und machte sich auf die Suche.
Da saß er nun unter der alten Fichte, schaute auf zum Himmel, wachte über seine schwangere Frau und fühlte: „Alles wird gut!“
Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg, wanderten weiter. Es ging nur beschwerlich voran, die Schwangerschaft war wohl weit fortgeschritten. Seine Frau brauchte viele Pausen. Oft wanderten sie viele Stunden und Wege wortlos nebeneinander her, hielten ihre Hände und ihre Herzen schlugen im selben Takt.
Sie wusste nicht, dass er sie heimführte. Heim.
Es würde noch einige Tage dauern, aber bis zum Tage der Geburt, er war sich sicher, würden sie das Haus seiner Kindheit, das Haus seiner Eltern erreichen.
Tief im Herzen spürte er, dass in der längsten Nacht des Jahres alle ihren Platz gefunden haben würden. „Ein Stern leuchtet am hellsten, wenn die Nacht am dunkelsten ist“, so sagte er schon als junger Mann.
Er freute sich auf das Heimkommen, auf seine Eltern, auf das kleine Kind. Heimkommen, Wurzeln schlagen und ankommen. Für jeden Menschen hält die Welt einen Ort bereit. Für jeden Mann, für jede Frau, für jedes Kind. Auf welchem Weg auch immer.
Monika Rosenstatter
27.11. 2024/20/2
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