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Monika Rosenstatter

Altweibersommer

Der September beschenkt uns mit wunderbarem Sonnenschein und so haben wir fast noch einmal das Gefühl von Sommer. Noch einmal dürfen wir eintauchen in diese Wärme und Freude an den warmen Strahlen haben.

Heute morgen war meine Haustüre schon zu gesponnen von Spinnweben. Man musste mitten durch oder sich ducken und unten durchschlüpfen. Das bringt angeblich Glück... so sagte ein weiser Mann mir dies einmal. Also startete ich heute glücklich in den Tag... einmal unterm Spinnenfaden durch und im Garten warteten noch viele weitere Kunstwerke von Frau Spinne auf mich. Und das Schönste sind doch die Tautropfen, die sich in den Netzen fangen und in der Sonne noch zusätzlich glitzern. Sie muten schon fast wie wertvolle Juwelen an, aufgereiht auf Ketten, in diesem Fall Fäden.


Wespenspinne - im Netzt schön sichtbar das zickzackförmige Gespinstband

Ich bin immer wieder fasziniert von dieser wunderbaren Zeit im Jahr, dem Altweibersommer. Er hält so viel Weisheit für den Menschen bereit.

Der Altweibersommer wird auch oft Indian Summer genannt. In den Gärten leuchten viele Blumen und Stauden in Orange, Rot und Pink. Als ob alles in rote Flammenmeere getaucht werden würde und manchmal brennt ja sogar der Himmel... Wenn die sonne untergeht - ja, dann sagten eine liebe Freudnin und ich früher immer: Der Himmel brennt!

Das Jahr wird alt. Und so zieht sich wohl der Faden der Ariadne, der roten Faden, wir er auch in der Geschichte genannt wird, durch das Labyrinth des Lebens.

Die wichtigste Aufgabe ist wohl, sich dieses Fadens, dieser roten Spur sich immer wieder zu erinnern. Manchmal kommt man vom Weg ab und schweift oder streunert ein wenig umher. Es ist gut so und doch, sobald man im Herzen spürt, dass da etwa Nein sagt, sollte man sich mal Zeit für sich nehmen und in sich gehen. Vor allem diese Zeit, der Altweibersommer, der Spätsommer, fordern nun auf zu überprüfen, was Sinn macht oder nicht mehr, was gelebt werden will.

manchmal hat man sich verfangen im Netz des Lebens und klebt förmlich fest und das kann bitter werden. Nochmals heißt es aufstehen, abtrennen was nicht mehr dient, und verändern oder korrigieren, was korrigiert werden will.

Beobachte genau für Dich, und fühle Deinen ganz persönlichen roten Faden in Deinem Leben nach. Es zeigen sich Muster und Wege und vertraue darauf, dass Du sobald Du in Dein Herz gehst, weißt, welcher Weg stimmig ist.

Spinnen sind wunderbare Tiere und sie lehren den Menschen in dieser und auch in der anderen Welt zu leben. Das Sichtbare und Unsichtbare will mehr und mehr verbunden werden und dient so neuen Lebensnetzwerken.

Viele fürchten sich vor Spinnen. Warum? Die Spinne erinnert uns indirekt an unser Schicksal, an das Verfangen in Netzen.

Es ist wahrlich gruselig sich in Spinnennetzen zu verfangen und genau deshalb gefiel mir die völlig neue Ansicht so sehr, nämlich dass es Glück bringt, unter einem Spinnennetz durchzuschlüpfen, es nicht zu zerstören, sondern es zu achten und zu ehren und das schöne und wertvolle Glück darin zu sehen.

Sieh das Schöne im großen Netz- und Webwerk des Lebens. Auch wenn manchmal klebrige oder gruselige Fäden Dein Leben durchziehen, sie dienen nur dem Wachwerden und fordern auf wieder Verantwortung für Dein Leben zu übernehmen.


Übrigens wurden früher Spinnweben als Wundheilmittel verwendet. Spinnfäden tragen wundheilende Wirkstoffe in sich und so legte man diese früher auf schlecht heilende Wunden auf.


Ich wünsche Dir einen wunderbaren Septemberabend, eine sternenklare Nacht und wunderbare Träume... vielleicht kannst Du heute Nacht ja Deinen roten Faden im Leben wieder aufnehmen. Träum Dich hinein!

Und sollte Dein Netz ein loch haben, dann stell Dir doch vor wie Du es flickst und so wie die Wespenspinne eine Flicknaht machst. Alte Weiber konnten es noch ... das Flicken, Stopfen und wieder Zusammennähen von Stoffen, Geweben und Gespinsten. ;) - möge der Altweibersommer Dich die alten Künste wieder gewahr werden lassen.


Herzlichst Deine Monika




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