Heute sind viele Menschen im Halloweenrausch. Schon am Morgen tönten die passenden Halloweenlieder aus dem Autoradio. Ich habe meine Heiligenwecken verteilt und genieße es in diese Zeit eintauchen zu dürfen.
Nebelzeit, Ahnenzeit, Kerzerl anzünden, Lagerfeuer machen, Gräber besuchen.
Mein Lieblingstee zu dieser Zeit ist die Mischung aus Rose, Brennnessel und Besenheide. Ein Tee der Sommer und Herbst verbindet und nochmals gut durchputzt.
Dieses Fest im Jahreskreis trägt so unglaublich viel Magie in sich. Heute Nacht habe ich im Freien verbracht - alleine. nach dem gestrigen Abendseminar habe ich Decke und Schlafsack gepackt und ich habe diese Nacht wirklich genossen. Bis in die Morgenstunden. Geschlafen, geträumt, die Kälte erlebt. Schon lange war ich nicht mehr so frisch wie heute. Ich habe mich ganz auf meinen Körper konzentriert - wie bekomme ich die Wärme von Innen und versorge meinen Körper. ja, manchmal muss ich das üben - das ist mir als als Wildnisfrau wichtig. Verweichlichen ist nicht so meins. Die Qualitäten im Rad des Lebens erforsche ich vor allem durch und mit der Natur.
Im Alltag, in der Küche, in der Beziehung, im täglichen Schaffen. Ich muss es spüren!
Ahnenzopf – Seelenzopf – Heiligenwecken
Im Flachgau ist es Brauch am Allerheiligentag, 1. November, seinen Patenkindern den „Heiligenwecken“ zu schenken. Heute wird er einfach geschenkt, viel Geschäft gemacht und oft kann man vor lauter vieler Wecken, gar nicht alles verspeisen. Lassen wir doch wieder die versteckte Magie, „The hidden magic“ in dieses kreative Tun einfließen und verbinden und so intensiver mit unseren Ahnen und backen einen magischen Seelenzopf. Aus dem Germteig forme nun bewusst drei Teigschlangen. Eine steht für die Vergangenheit (Urd), für unsere Ahnen, Mütter, Väter, Großmütter, Großväter,… für alle die wir kennen, kannten und nicht kannten. Diese Vergangenheit wird auch mit einer der drei Nornen/Schicksalgöttinnen/Heilsrätinnen/Schenkerinnen verbunden. Die Schicksalsgöttin Urd steht mit dem bereits Gewordenen, dem Vergangenen in Verbindung. Sie hütet diese Ebene. Eine Norne, ein Teigstrietzel steht für die Gegenwart. Hier bringen wir die ganze Liebe im Kneten und Wirken des Teigs für die hinein, mit denen wir leben. Unsere Familie, unser Kinder, Partner. Die Hütende Norne des Seienden heißt Werdandi. Und dann steht der dritte Strietzel symbolisch für die Zukunft. Wer ist nach uns, wer denkt an uns, wer fragt uns um Rat in der Zukunft? Hierfür steht die Norne Skuld. Die Hüterin des Werdend wollenden. Das sind die drei weisen Weiber, welche den Lebensfaden spinnen, den Lebensstoff weben und den Lebensfaden auch wieder durchtrennen. Sie kommen aus der nordischen Mythologie. Unverkennbar haben wir hier wieder die Trinität, ebenso wie bei Michael, Martin und dem Hl. Nikolaus, oder bei den Hl. Drei Madeln. „Margaretha mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl.“ Das ewige Spiel mit den drei Farben Weiß, Rot und Schwarz, mit den drei Zuständen von Ursprung, Zustand und Aussichten. Wir finden in jedem Glaubensrichtung, Gesinnung dieselben Aspekte. Und natürlich finden wir auch im Märchen Dornröschen all diese Symbole wieder. Vom Spinnrad, die weise Alte 13. Fee, der Schlaf, das Erwachen, die Spindel, das Blut,… Der Lebensweg einer Prinzessin als Lebensweg einer Frau. Und so verflechten wir in den Seelenzöpfen all diese Aspekte des Lebens. Kochen ist Magie. Und Magie ist sehr stark mit Kreativität verbunden. Die wirkende Kraft in der Küche ist nicht zu unterschätzen. Kreativität öffnet ein Tor zu unserem innersten, wahren Kern. Durch Kreativität erfährt der Mensch wer er ist. Uns so bäckt man sich durch die Jahreszeiten- und Feste. Ostern den Osterstrietzel, Sommersonnenwende die Sonnwendküchle, das Michaelibrot, den „Heiligenwecken und schon bald die Weihnachtskekse in Form von Sonne, Mond und Sterne.
Ingredienzien für den Seelenzopf:
200 g Dinkelvollkornmehl
125 ml Milch
50 g Rosinen
20 g Hefe
1 TL Zucker, 1 TL Salz
Es zogen früher noch die armen Seelenzüge durch die Dörfer und bettelten um den Heiligenwecken. Lange war dies im Mühlviertel der Brauch. Dabei hörte man folgendes Sprücherl:
„Bitt gar scheu um an Heiligenwecken,
aber an weißen,
an schwarzen kann i net dabeißen,
aber an langen,
an kurzen kann ich net dalangen!
(Aus dem Mühlviertel)
Da gab es auf den Höfen die Bettelfenster, an denen erwartete man die Seelenzüge und an manchen Höfen wurden 400 bis 500 längliche „Seelbrote“ verteilt. Man war der Meinung, dass ein jedes „Vergeltsgott“ eines Armen eine Seele aus dem Fegefeuer befreite. Auch glaubte man, je mehr Seelbrote man verteilte, desto höher war die Fruchtbarkeit der Äcker im darauffolgenden Jahr. Die Brote die am Allerheiligen tag, 1. November, verteilt wurden, hießen Allerheiligenwecken, die an Allerseelen, hießen Seelbrot oder Seelwecken. Die Seelenwecken waren eher aus Schwarzbrot, schwarzen Roggenmehl, die Heiligenwecken aus weißem Mehl und sogar von weißem Zuckerguss geziert. Überall war es auch der Brauch bis zum 14. Lebensjahr von der Godn einen Heiligenwecken zu bekommen. Das hat sich bis heute in unserer Gegend erhalten. In manchen Gegenden wurden sehr kunstvoll gebackene Heiligenwecken sogar Himmelsleiter genannt.
Ich gebe ganz offen und ehrlich zu: Manchmal backe ich selbst und manchmal hole ich auch die Strietzel beim Bäcker. Der Fokus liegt manchmal eher auf Backen, ein anderes Jahr wieder auf Räuchern, ein andermal auf ein intensives Ritual, ... Jedes Jahr ist anders.
Lebendiges Brauchtum im Jahreskreis zu Allerseelen
Leider ist dieses lebendige Brauchtum etwas eingeschlafen, aber trotzdem will ich davon erzählen. Gefunden bei Ernst Burgstaller, einem Volkkundeforscher: „Die ersten „Rauhschnidnbettler“ und „Glöckler“, die am hellen Tag und völlig überraschend mit verstellter Stimme vor den Fenstern der Bauen nach den lang entbehrten Zwetschkenpofösen und Küachln rufen, indes gerade die „Kirchweihgäste“ sich mit ihrer Freundschaft zu dem Mahle setzen, und die Opfer an die Armen beim kirchlichen Erntedankfeste haben uns bereits die Nähe des großen Totenfestes angekündigt, das die Kirche seit vielen Hunderten von Jahren am Allerseelentage 2. November feiert. Nach weit verbreitetem Glauben steht in dieser Zeit den Abgeschiedenen die „Erde offen“, kehren ihre Seelen aus dem trüben Zwischenreich des Fegefeuers zurück in die Behaglichkeit ihrer einstigen Gehöfte oder sitzen sie auf dem Grabhügel, während die Prozession der Betenden an ihnen vorüber durch den Friedhof schreitet. In reichem Schmuck von Kränzen prangen heute überall die Gräber und auch die ärmsten und verlassensten ziert wenigstens ein Blumensträußchen oder ein kleines Ornament, das mit Vogel- und Schneebeeren in Weiß und Rot in seine schwarze Erde gedrückt ist. Und jedes trägt auch sein eigenes Licht, in dem gewissermaßen das schwache Lebenslicht des längst verblichenen zum Zeichen seines ewigen, unvergänglichen Weiterlebens mitten in unsere Gegenwart leuchtet…..“
Egal ob Ritualgebinde aus den Leitkräutern und Leitbäumen, meine Oma hatte immer Silberdisteln im Grabgesteck, das war "Kult", oder Gebildebäckerei , der Heiligenzopf, modernes Halloween, - das Tun und Hinwenden zu dem was gerade präsent ist, eröffnet dem Menschen die eigene Seelenwelt.
Der Seele dienen, bedeutet als Mensch mit Haut und Haar zu leben. Die Sinne als Geschenk anzunehmen und die Schönheit in den einfachsten Dingen erkennen, ist unendlich wertvoll.
Ich wünsche Euch, Dir eine gesegnete Ahnenzeit, ein freudiges Halloween, ein klein bisschen Privatzeit und Raum zum Dahintrödeln!
Alles Liebe Monika
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