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Mit der Walpurgisnnacht schließt der April seine Tore und öffnet dem Wonnemonat Mai die Pforte. Vom Maigrün, bunten Wiesen und rosa-hellblauem Marienhimmel berührt, öffnen sich im Untergras die Mantelblätter der Alchemilla. Ganz dicht an den Boden gedrängt, oft unsichtbar, falten sie sich auseinander und erinnern so an den Mantel der Gottesmutter. Sie reiht sich ein in den Reigen der Marienpflanzen, und dies mit Recht. Von weitem tönt ein Lied zur Maiandacht und hie und da erahnen wir schon die sternförmigen, hellgrünen und gelblichen Blütenwolken des Frauenmantels. Die wilde Alchemilla (Alchemilla vulgaris) ist klein, oft unscheinbar und wächst oft gschützt unter den Grasbüscheln. Die Gartenalchemilla (Alchemilla mollis)schlängelt sich in Blütenbändern unter der Königin der Blumen, der Rose, entlang der Gartenbeete. Was wären die englischen Gärten ohne die Blütenschäume der Alchemilla mollis! Wo bliebe diese unendliche Verträumtheit, diese Verspieltheit und Unschuld? Die Gartenalchemilla ist schön und anmutig, jedoch nur eine Augenweide, eine nährende Seelenschönheit. Alchemilla vulgaris, unser wilder Frauenmantel hingegen, ist genügsam und zufrieden in ihrer unscheinbaren Art, braucht sie doch alle Kräfte für die Frauen dieser Welt. Sie sammelt die zyklisch silbrig-wässrige Kraft des Mondes in sich, den goldig, sonnigen Glanz in ihren Tautropfen und die unglaublich, venusische Reinheit in ihrem Grün und den kupferfarbenen Wurzeln. Alchemilla ist und bleibt der Frauen Hüterin. Und so lass Dir nun erzählen von den wundersamen Kräften der Alchemilla:

„Ein Sternengruß“

Es war einmal eine junge Frau. So gerne wollte sie ein Kindelein in ihrem Schoße willkommen heißen. Doch sobald das Seelchen eingenistet ward, ging es auch schon wieder. Die junge Frau war traurig und entmutigt, aber der Kinderwunsch blieb. Und so machte sie sich auf zu einem alten Kräuterweiblein. Dies riet ihr, sie möge doch jeden Tag Frauenmanteltee trinken, sobald wieder ein Kindelein in den Schoß kam. Schon bald war es wieder soweit, und die junge Frau wusste um ihre erneute Frucht, die in ihr heranwuchs. Sie war sehr besonnen und sie wollte den Tee nicht kaufen. Sie machte sich auf die Suche. Sie wusste, irgendwo hoch oben am Berg, würde die Frauenmantelwiese auf sie warten, wo sie ihren Tee pflücken würde. Und so war es dann auch. Sie fand die Wiese. Auf einer Waldlichtung. Und dort pflückte sie im Mai ihren Frauenmantel. Blättchen für Blättchen. Das kleine Kindchen war in ihrem Schoße und wollte von der jungen Frau geboren werden. Sie sagte keinem von ihrem Glück unter ihrem Herzen. Sie wusste nun auch, dass die Kinderseelchen, die zu ihr kamen, gut geschützt werden wollten. Also trank sie jeden Tag eine Tasse Frauenmanteltee. Ganz bedächtig goss sie ihren Tee auf und Schluck für Schluck erfüllte dieser, für sie so wertvolle Trank, ihren Körper. Wie ein Mantel legte sich Tag für Tag mehr die Kraft der Alchemilla um sie und nicht einmal die nächsten ihrer Liebsten merkten etwas vom Kindelein in ihrem Schoße. Dieses Seelchen entschied sich zu bleiben. Es wurde nicht zu den Engeln gerufen. Es wuchs unterm Herzen der achtsamen Mutter Monat für Monat und die Mutter erzählte dem Kindchen von Kräutern und Blumen und Tieren und sang ihm wunderbare Lieder vor. Bis zum Tag der Geburt war das Gebräu der Alchemilla ein treuer Begleiter, ebenso wie die Gottesmutter, deren Bild sie nah an ihrem Bette platzierte. Denn die Alchemilla ist ein Gruß der Gottesmutter und das wusste die junge Frau. Und nach der Geburt? Da brachte ihr die Kräuterfrau eine Salbe. Eine Salbe aus der rosaroten Wurzel der Alchemilla, Bienenwachs und Öl. Die Wurzel wurde damals im Wonnemonat Mai nach einer Maiandacht gegraben und sie heilte und pflegte den Schoß der Wöchnerin. Sie brachte wieder alles in die richtigen Formen und ordnete, führte die Frau wieder sanft in ihren Zyklus ein. Es war ein altes Rezept der Kräuterfrau. Sie arbeitete sogar den wertvollen Maitau in die Salbe ein. Die Alchemilla unterstützte die junge Frau dabei, nun die Aufgabe der „Mutter“ anzunehmen. Liebevoll salbte die Mutter Bauch und Unterleib die ganze Wochenbettzeit hindurch. Schon bald war sie wieder auf den Beinen und hegte und pflegte ihr Kind. Das Kindelein wuchs heran und den darauffolgenden Sommer schon, gingen Mutter und Tochter auf die Frauenmantelwiese und ließen sich dort nieder. Die Mutter zeigte dem Mädchen, wie man die Tautropfen des Frauenmantels verwendete. Sie wuschen sich damit das Gesicht. Aufmerksam ahmte das kleine Mädchen der Mutter nach. Gemeinsam pflückten sie Blätter für Tee und die kleinen, jungen Frauenmantelblättchen verkochten sie zu Suppe. Und sie brauten Salbe aus den Wurzeln, denn diese war auch eine gute Wundheilerin und Schutzsalbe. Das Mädchen war sehr feinfühlig und manchmal brauchte sie die Salbe als Schutzmantel, um in der Welt da draußen bestehen zu können. Wohl vergingen noch einige Jahre, bis die Mutter ihrer Tochter von der Pflanze der Gottesmutter erzählte. Und von dem Schutzmantel, den die Pflanze in der Schwangerschaft um die Beiden legte, und oft auch um das kleine Mädchen in späteren Jahren. Weil jedoch das Mädchen sich immer mit den Tautropfen aus dem Frauenmantel Haut und Augen gewaschen hatte, war sie sehr rein und wuchs zu einer wunderbaren Kräuterfrau heran. Sie gab ihr Wissen weiter und erzählte immer die Geschichte ihrer Reise zur Erde. Die Reise im Schutze des Frauenmantels, begleitet von der göttlichen Mutter, von Sonne, Mond und Venus.

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Salbe für die Wöchnerin; Wund- und Schutzsalbe „Alchemilla“

1 fingerdicke und lange Wurzel im Wonnemonat Mai gegraben

100 ml Baumöl (Olivenöl)

1 TL Quellwasser oder Maitau

13 g Bienenwachs

5 Tropfen doppelt rektifiziertes Terpentinöl (Balsamterpentinöl)

Grabe mit Bedacht die Wurzel einer Frauenmantelpflanze. Oft findet man auch um Kirchen oder Wallfahrtsorte Frauenmantelwiesen. Meistens sind dies Marienorte. Eine geomantische Beobachtung, welche ich des Öfteren machen durfte. Reinige die Wurzel, schneide sie fein und ziehe mit Öl und Maitau oder Quellwasser im Wasserbad für 7 Tage aus. Immer wieder erwärmen, gut rühren und wieder rasten lassen. Am 7. Tage filtriere durch ein Seidentuch. Seide trägt die Signatur von Jupiter und Mond in sich und ergänzt die Pyramide - Erde, Pflanze, Tier und Mensch. Nun gib das Bienenwachs dazu, lass dies im Öl schmelzen, rühre das Balsamterpentinöl unter und sodann fülle die Salbe in ein dunkles Glas ab.

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„Die Sterne sind die Blumen des Himmels, und die Blumen sind die Sterne der Erde!“

Volksmund

Wonnige Maiengrüße!

Deine Monika Rosenstatter

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